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Rolf Ackermann

Rolf Ackermann

Mein Leben in Afrika: Bücher und "Buschmänner"


(Teil 1:) "Buschmänner" in Namibia. Vergangenheit und Gegenwart

Veröffentlicht von rolf-ackermann-namibia.over-blog.de auf 4. Juli 2012, 17:41pm

 Song Marla Glen: "Believer" (clicken)
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Historische und faktische Hintergründe zu dem Hilfe-zur-Selbsthilfe Projekt der von Rolf Ackermann gegründeten Hilfeorganisation SAN FOUNDATION bei der Wiederansiedlung heimatloser „Buschmänner“ in Namibia.

 

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Ein Stück Land, ein festes, wenn auch notdürftiges Dach über dem Kopf! Der erste Schritt hin zu

einer neuen Heimat für eine „Buschmann“ Familie in Seringkop. 

 

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    Rolf Ackermann (links) mit Kindern von Seringkop. Ihr Vater ist bereits damit beschäftigt, mit finanzieller Unterstützung der SAN FOUNDATION Gemüsegärten vor ihrer neuen Bleibe - einer Wellblechhütte - anzulegen.

 

 

  Nach Jahrhunderten der Vertreibung, Unterdrückund und Versklavung kehren die Hai//Om-„Buschänner“ (SAN) in ihre traditionelle Heimat nahe des Etosha Nationalparks in Namibia zurück. Die nachfolgend kurz beschriebene Geschichte dieser "Buchänner", die sich als die "Erstgeborenen" Namibias verstehen, ist geprägt von Vertreibung, Unterdrückung und grenzenlosem Elend. Auf der Suche nach einem menschenwürdigen Dasein und einer besseren besseren Zukunft für ihre Kinder sind sie auf Hilfe angewiesen!

 

Details über die "Buschmänner"/SAN unter:

 

link 

 

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Es ist ein sehr trauriges Dasein, das wir führen, weil andere Völker

haben eine Heimat wohin sie zurückkehren können.

Aber wir Hai//Om, wir haben Nichts ...“

 

(Albertus ‘Bakan’ !Nowoseb, 28 Jahre) 

 

 

Historische Hintergrund der SAN („Buschmänner“):

 

Dieses Volk der (einstigen) Sammler und Jäger wurde seit Menschengedenken von anderen Völkern verfolgt, versklavt und vertrieben. Angaben über die erste Besiedlung des südlichen Afrikas durch die San differieren stark: sie reichen von 10.000 bis 25.000 Jahre zurück. Im Laufe der Zeit wurden sie von Khoi Khoi-Gruppen und ab dem 15. Jahrhundert  von Bantu-Völkern in unwirtliche Gegenden des südlichen Afrika abgedrängt. Die San, die sich als die „Erstgeborenen“ Afrikas verstehen, zählten zu den wenigen weltweit existierenden egalitären Gesellschaften, die sich ohne ein übergeordnetes politisches Führungssystem organisierten. Richter, Polizei, Gefängnisse und Führungspersönlichkeiten (Politiker) kannten sie nicht. Nomadisierende Kleingruppen von 40 bis höchstens 200 Menschen setzten sich – neben verwandtschaftlichen Beziehungen – nach persönlichen Vorlieben flexibel zusammen. Über Gruppenbelange wie Jagd, Ortswechsel usw. wurde gemeinsam entschieden. Die Jagd auf größeres Wild wurde ausschließlich von Männern durchgeführt. Frauen waren/sind für das Sammeln von Wurzeln und Früchten zuständig.

 

Die dramatischsten Auswirkungen auf das Leben der San hatte die Besiedlung des südlichen Afrika durch europäische Kolonisatoren. Zwischen 1652, der  GründungKapstadts, bis 1830 führten die niederländischen Gouverneure regelmäßig Vernichtungszüge („Jagd-Safaris“) gegen die damals etwa 200.000 San der Kap-Region durch. Strengreligiöse calvinistische Gruppierungen betrach- teten ihrem Selbstverständnis entsprechend die San-Völker nicht als Menschen, „weil sie keine Seele haben“. Die Überlebenden dieser teils genoziden Verfolgungsaktionen flohen in die Kalahari oder wurden auf den Farmen der Europäer mehr oder minder versklavt.

1904, im Anschluss an den Krieg gegen die Herero im damaligen Deutsch-Südwestafrika, ging die deutsche Schutztruppe auf dem Gebiet der damaligen Kolonie Deutsch-Südwestafrika , dem heutigen Namibia, ähnlich gegen die San vor. Als das Deutsche Reich im Jahre 1907 einen Großteil der einstigen Heimat der Buschmänner zum „Nationalpark Nr. 2“ (heute Etoscha Nationalpark genannt) deklarierte, begann die systematische Vertreibung der dort lebenden „Buschmann“- Sippen, inbesondere der Hai//Om.

 

 

Ich bin gekommen euch mitzuteilen, dass es Befehl der Verwaltung ist, dass ihr das Tierreservat Nr. 2 (Etoscha) verlassen müßt! Der Grund für diesen Befehl ist, dass ihr die Tiere vernichtet. All jene von euch, die nicht auf Farmen arbeiten wollen,

müssen ins Ovamboland umsiedeln – aber ohne eure Haustiere.

 

Ihr müsst am 1. Mai 1954 den Park verlassen haben.

Wer danach noch hier angetroffen wird, kommt ins Gefängnis.

 

Gez. Der Verwalter des Ovambolandes

(Auszüge des Originaldokuments aus dem National Archiv Windhoek) 

 

 

Gegenwart und Zukunft

 

Nach der Unabhängigkeit im Jahre 1990 hat sich die Namibianische Regierung in einem Landre-formgesetz zum Ziel gesetzt, die von den Kolonialmächten vertriebenen Völker wieder in ihrer einstigen Heimat anzusiedeln. Die Realisierung unterliegt jedoch sehr komplizierten sozialen und rechtlichen Aspekten und ist hochgradig emotional belegt. Man kann der Namibianischen Regierung jedoch Lob zollen, dass sie die Landreform nicht nach dem Muster Simbabwes oder Südafrikas betreibt. Enteignungen - im originären Sinne - hat es in Namibia bislang nicht gegeben. Erst unlängst (Juli 2012) hat die Regierung eine Kommission gegründet, die gangbare Wege in der Landreform erarbeiten soll. In dieser Kommission sind neben Regierungsmitgliedern ALLER Haut- farben auch NGO-Gruppen und Berater aus anderen Ländern der Welt vertreten!

 

Die am 4. Juni 2010 begonnene Landübergabe an die Buschmann-Fraktion der Hai//Om (phon. Haikom) kann als beeindruckendes Beispiel dafür gedeutet werden, wie dieses Programm der Re- gierung mit hohem Kapitalaufwand und nach dem Prinzip „willing seller – willing buyer“ konziliant realisiert wird. Das von der Regierung den Hai//Om-Familien zur Wiederansiedlung zur Verfügung gestellte Farmland liegt angrenzend an den Etoscha Nationalpark nahe des Anderson Gates - auch Ombika genannt - und gilt als ursprüngliche Heimat der Hai//Om. In dieser Region liegen religiös bedeutsame Gräber dieses San-Klans. Die Hai//Om waren von der Landvertreibung durch deutsche und südafrikanische Besatzer in der Region des heutigen Etoscha Nationalparks am stärksten betroffen gewesen.

 

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   (Bild unten): Rolf Ackermann mit einem der Lehrere der David Khamuxab Primary School im Wiederansiedlungsprojekt Seringkop bespreche ich, wo Gemüsehochbette für die 120 Schüler am besten angelegt werden können. Die SAN FOUNDATION finanziert den Bau solcher Gemüsehochbeete aus Spendengeldern, um die kontinuierliche Versorgung der Schulkinder mit Gemüse zu sichern. Später ist der Bau solcher Gemüsebeet für alle Familien in Seringkop geplant. Die nächste Einkaufsmöglichkeit für diese Menschen ist 100 Km entfernt! Zudem ist der Boden in dieser Region nicht sehr ertragreich. Die Baumaterialien für ein Gemüsebeet kosten ca. 500 Euro.

Spender sind herzlich willkommen!

 

 

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 Die namibianische Regierung hat bis dato ca. 40 Millionen Namibia Dollar investiert, um willigen (nicht nur weißen!) Farmern in dieser Region Farmen zu teilweise über dem Marktwert liegenden Preisen abzukaufen, um einstmals vertriebene San wieder dort anzusiedeln. Unlängst hat die Regierung auf einer der erworbenen Farmen eine Schule für ca. 200 Kinder gebaut, Strom-Generatoren installiert und mit dem Bau von kleinen Häusern für die anzusiedelnden Familien begonnen. Das Lehrpersonal der Schule wird vom Bildungsministerium gestellt. Weitere Farmen sollen in nächster Zeit erworben werden. Insgesamt werden ca. 100 000 Hektar Land an die Hai//Om übergeben, die dort in traditioneller kommunaler Selbstverwaltung über „Chief“ (David Khamuxab) die Verwendung des Landes eigenständig regeln.

 

Mit dieser Landrückgabe an die Hai//Om geht ein langfristig konzipiertes Entwicklungsprogramm einher, das den Unterhalt und die Zukunft der „Buschmänner“ durch Arbeitsplatzbeschaffungs-maßnahmen und Bildungsmöglichkeiten sichern soll. Bislang lebten umgesiedelte San zumeist von staatlichen Unterstützungen. Die Regierung beabsichtigt, sich nach einer Übergangsphase, die finanzielle und materielle (Anschub-)Hilfen für alle Familien beinhaltet, aus dem Projekt zurück zu ziehen und privaten Investoren/Firmen in Joint Venture Kooperation mit den wiederangesiedelten San Möglichkeiten zu schaffen, marktorientierte Lösungen zu finden. Lediglich das Bildungswesen wird staatlich finanziert und verwaltet werden.

 

 

Fortsetzung in TEIL2:

 

 

 

 

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